Montag, 31. Dezember 2018

Blackview BV6800 Pro - Outdoor-Smartphone der oberen Mittelklasse


Das Blackview BV6800 Pro ist ein im 4. Quartal 2018 veröffentlichtes Smartphone der oberen Mittelklasse, welches seine Stärken vor allem im Outdoor-Bereich ausspielen soll. Blackview ist ein im Jahr 2013 gegründetes Unternehmen in Hong Kong und soll hohe Qualität bei gleichzeitig geringen Kosten liefern. Kann der Hersteller dieses Versprechen halten?


Spezifikationen


Das BV6800 Pro setzt auf den ARM Mediatek MT6750, der auch in bekannteren Smartphones wie das LG X, Asus ZenFone 4 und ZTE Blade A2 zum Einsatz kommt. In dessen CPU-Einheit Cortex-A53 sind acht Kernen verbaut, von denen vier mit jeweils 1,5 GHz und die restlichen vier mit jeweils 1.0 GHz arbeiten. Damit ist die CPU dem Qualcomm Snapdragon 615 deutlich unterlegen, obwohl ebenfalls der Cortex-A53 verwendet wird. Der Snapdragon adressiert jedoch alle Kerne mit 1,7 GHz, in der Praxis ist das aber nur selten zu spüren. Durch die geringere Taktfrequenz kann aber rein theoretisch eine längere Akkulaufzeit erreicht werden, die bei dem Blackview mit 6580 mAh dimensioniert ist.

Als Grafikeinheit kommt bei dem MT6750 der Mali T860 zum Einsatz, der Spiele mit bis zu 1080p zumeist flüssig darstellen kann. Für ein simples Spiel zwischendurch ist der mit 520 MHz getaktete Chip durchaus geeignet - für mehr jedoch nicht. Die Bildschirmauflösung beträgt auf einer Diagonalen von 5,7 Zoll und einem Bildseitenverhältnis von 18:9 genau 2160x1080 Pixel, was einer DPI von 423 entspricht, ein sehr guter Wert!

Als rückseitige Kamera kommt der Sony IMX298 Exmor RS mit 16 MP zum Einsatz, der auch im OnePlus 3T, LG V20 und Huawei Mate 8 verbaut ist und gehört damit zu den besseren Kamera-Chips auf dem Markt. Die Linsenöffnung beträgt f/2.0 und sollte zumindest tagsüber für detailreiche und verwackelungsarme Aufnahmen sorgen. In Innenräumen und bei Dämmerung müssen allerdings Abstriche hingenommen werden.


Es ist sehr positiv anzumerken, dass neben einem 4 GB großen Arbeitsspeicher auch 64 GB interner Speicher mitgebracht werden, ebenso wie die inzwischen zum Standard gehörenden Techniken Qi und NFC. Auch die Zertifizierung des Military-Standards MIL-STD-810G, der auch an prominentere Smartphones wie das LG G6 vergeben wurde, zeugt von einer hohen Belastbarkeit im Outdoor-Bereich.

Verfügbarer Speicherplatz

Qi-fähig

Unboxing

Mitgeliefertes Zubehör

Praxiseinsatz


Die BV-Reihe der Geräte von Blackview sind darauf ausgelegt, in schwierigen Bedingungen eingesetzt zu werden. Während sensible Geräte wie das Samsung Galaxy S8 oder Galaxy S9 mit einer robusten Hülle wie das Spigen Tough Armor ausgestattet werden müssen, damit das Display dieser Smartphones bei einem Fall aus bereits geringer Höhe nicht direkt zersplittert, ist das BV6800 bereits ab Werk mit einer robusten Außenhaut versehen.


Display


Ebenfalls ab Werk ist das Display mit einer Displayschutzfolie versehen. Diese musste ich leider entfernen, da darunter Luftblasen und Schmutzpartikel eingeschlossen waren. Da hätte ich mir eine bessere Qualitätskontrolle gewünscht.

Das Display selbst zeugt von hoher Qualität und einer nahezu perfekten Ablesbarkeit, auch bei direktem Sonnenlicht. Die Blickwinkelstabilität ist ebenfalls super, auch wenn das Smartphone schräg gehalten wird, wird die Brillanz des Display nicht eingeschränkt.


Die Farbdarstellung ist sehr farbecht und entspricht der Erwartung der Farbtöne. Während das Samsung Galaxy S8 auch bei aktuellen Chargen mit einem zu rötlichen Display noch Schwierigkeiten hat, sind die Farbwerte beim Blackview echt und kristallklar.

Abzüge in der B-Note gibt es für die nicht vorhandene Displaybeschichtung, in dessen Folge jeder einzelne Befehl das Display stark verschmiert. Da wäre eine Beschichtung sinnvoll gewesen. Ebenso sind die Gleiteigenschaften nicht optimal, was ebenfalls an der nicht vorhandenen Beschichtung liegen könnte.

Hinweis: Es wird laut Hersteller das Corning Gorilla Glass 3 eingesetzt. Das aktuellste Samsung nutzt bereits das Glas der 5. Generation.


Haptik


Das Smartphone fühlt sich sehr hochwertig an und liegt gut in der Hand, was auch an dem recht hohen Gewicht liegen mag. Das Gerät rutscht nicht und bietet durch die etwas abstehenden Ecken zusätzliche Sicherheit, damit es nicht aus der Hand gleitet. Dass die Seiten zu glatt seien, wie in einigen Usermeinungen beschrieben wird, kann ich nicht nachempfinden.



Software


Auf dem Gerät ist Android 8 installiert, welches sich automatisch die aktuellen Updates herunterlädt, sobald das WLAN verbunden wird. Sehr erfreulich ist es, dass auf dem Blackview keine Bloatware fest installiert ist. Zwar sind mehrere Spiele darauf vorhanden, diese lassen sich aber ohne Probleme deinstallieren. Ebenfalls erfreulich: Es wurden keine Spyware, Viren oder Trojaner entdeckt. Nach den jüngsten Vorkommnissen, die die europäische Akzeptanz von Chinaphones deutlich beeinträchtigte, keine Selbstverständlichkeit. Mitte 2017 wurde auf über 40 Modellen aus den fernöstlichen Ländern Trojaner entdeckt, die es ermöglichen, das Gerät mit beliebiger Malware zu versorgen. Es war hauptsächlich der Hersteller Leagoo betroffen, aber auch viele andere Firmen. Blackview war auf keiner der Listen vertreten, was mein Trojaner-Prüflauf bestätigt.

Status des Software- und Sicherheitsupdates

Automatisches Update nach Netzwerk-Verbindung

Konnektivität


Das BV6800 Pro kommt mit einer Dual-SIM-Funktion daher und kann mit zwei Nano-SIM-Karten versorgt werden. Alternativ kann eine Nano-SIM und eine Micro-SD-Karte in den geschützten Slot eingeführt werden. Die Empfangsqualität ist gut und Sprachverbindungen stabil. Auch die Mobildatenverbindung funktioniert ohne Probleme.


Während WLAN mit dem Standard 802.11 b/g/n noch den aktuellen Bedarf bedient, wird leider nur Bluetooth 4.2 unterstützt. In Anbetracht der Preisklasse kann der 5.0-Standard zwar nicht erwartet werden, in Bezug auf eine größere Reichweite, geringerer Energiebedarf oder höherer Übertragungsgeschwindigkeit wäre es aber schön gewesen.

Was ebenfalls schön gewesen wäre: Eine Buchse für den Klinkenstecker. Statt dessen wird ein Adapter für den OTG-Port mitgeliefert, damit z.B. Kopfhörer mit 3,5mm-Klinke angeschlossen werden können. Unverständlich, da das Blackview genug Platz für einen solchen Stecker bieten sollte.


Akku


Der Akku soll über eine Leistung von 6850 mAh verfügen. In der Praxis macht sich das leider nur bedingt bemerkbar. Zwar hat das Gerät in den ersten Zeit knapp 2 Tage gehalten, bevor es wieder an die Steckdose musste (was gut ist, da anfangs viel ausprobiert wird), stromsparendere Hardware hätte aber mehr Laufzeit bewirkt als ein großer Akku. Sowohl der verwendete ARM als auch die Module zur drahtlosen Kommunikation benötigen mehr Energie als aktuelle Smartphones der gleichen Preisklasse, sodass der größere Akku gegenüber einem Gerät mit 3000 mAh nicht doppelt so lange hält, sondern nur etwa ein Drittel länger. Das ist aber immer noch ein gutes Ergebnis.

Die Herstellerangaben bewerben eine Standby-Zeit von 30 Tagen. Diese Zahl kann ich nur unter ganz bestimmten Umständen bestätigen. Mit lediglich ausgeschaltetem Display benötigt das Smartphone für WLAN, 3G usw. knapp 1% Akkuleistung pro Stunde, was einer Standbyzeit von ca. vier Tagen entspricht. Erst im Flugzeugmodus und aktiviertem Akkusparmodus wird ein Bedarf von ca. 3% Akkuleistung innerhalb von 24 Stunden erreicht, was einem Standby-Betrieb von 33 Tagen entspricht, und damit auch den Herstellerangaben. Das ist prima, da ähnliche Werte sonst nur bei ausgeschaltetem Gerät erreicht werden.

Performance


Obwohl ein knapp zwei Jahre alter ARM verbaut wurde, kann die Arbeitsgeschwindigkeit auch hohen Ansprüchen gerecht werden. Mir sind im Test keine langen Ladezeiten oder Ruckler aufgefallen, die mich in der Ausübung alltäglicher Tätigkeiten am Smartphone beeinträchtigt haben. Auch der Touchscreen reagiert fehlerfrei und ohne Verzögerungen. Es ließen sich damit ohne Probleme längere Texte schreiben, die Erkennung der Eingaben war tadellos. Ebenso das Aufwecken des Gerätes aus dem Standby: Der Fingerprint-Sensor erkennt den zuvor eingescannten Fingerabdruck schnell und zuverlässig und entsperrt sofort das Gerät. Aussagen in Testberichten, in denen behauptet wird, dass der Sensor unzuverlässig arbeitet, konnte ich nicht nachvollziehen.

Kamera


Der Sony IMX298 verspricht grundsätzlich gute Ergebnisse, auch wenn die Stärken dieses Smartphones in anderen Bereichen liegen. Die Bilder lassen viele Details vermissen, ebenso wie Kontrast und eine gewisse Brillanz. Die Automatik der Kamera arbeitet sehr zuverlässig und regelt im Innenbereich die Empfindlichkeit je nach verfügbaren Licht z.B. auf ISO-1600 hoch, um Verwacklungen vorzubeugen. Als Folge sind die Bilder im Detailbereich aber leider entsprechend verwaschen. Auffallend ist, dass auch Außenaufnahmen verwaschen sind - trotz ISO-Werte deutlich unter dem Wert 100. Die Details entsprechen damit den Aufnahmen eines Samsung Galaxy S8 mit der Lichtempfindlichkeit ISO-400. Als Schnappschüsse sind die Bilder aber durchaus geeignet und decken sich mit meinen Erwartungen an ein Smartphone dieser Preisklasse und Kategorie.

Kamera-Vergleich mit Samsung Galaxy S8


BV6800

S8

BV6800

S8

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BV6800

S8

BV6800

S8

Fazit


Meine bisherigen Erfahrungen mit Chinaphones waren recht durchwachsen, wie auch mein jüngstes Trojaner-Erlebnis beweist. Auch qualitativ gibt es da viel Licht und vor allem sehr viel Schatten. Umso mehr überrascht hat mich das Blackview BV6800 Pro, das mit seiner sehr guten Verarbeitung, hohen Arbeitsgeschwindigkeit und brillantem Display überzeugt. Vom Akku hätte ich allerdings mehr erwartet, was aber technisch bedingt begründet ist.

Wer ein robustes Gerät sowohl für den Alltag als auch für unwirtliche Gegebenheiten sucht, findet in dem 230 Euro günstigen Blackview einen treuen Begleiter. Ebenso wer das Smartphone bei jeder zweiten Gelegenheit fallen lässt, spart sich mit dem BV6800 eine weitere Neuanschaffung. Also: Kaufempfehlung!

Zusammenfassung


Pro
+ Sehr gute Arbeitsgeschwindigkeit+ Sehr gutes Display
+ Sehr gute Verarbeitung
+ Sehr stabil und belastbar
+ Keine Bloatware / Trojaner
+ Qi und NFC integriert
+ Zuverlässiger Fingerprint-Sensor

Contra
- Akkuverbrauch mit nativen Einstellungen hoch
- Luftbläschen und Schmutz unter Displayschutz
- Keine Klinkenbuchse
- Schwache Kamera

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